Studierende besuchen Strafprozess am Volksgericht Changping
21. November 2016, von Internetredaktion

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Schuldig oder nicht schuldig? Diese Frage untersuchte am 17. November 2016 das Volksgericht Changping bei einem Angeklagten, dem vorgeworfen wurde, seinem Vorgesetzten während eines Konflikts am Arbeitsplatz Gewalt angedroht zu haben.
Knapp 30 chinesische und europäische Studierende aus dem Programm „Chinesisches Recht in englischer Sprache“ („Chinese Law Taught in English“) der China-EU School of Law haben die Richter bei der Urteilsfindung beobachtet. Strafrechts-Professorin Yue Liling hatte den Besuch organisiert und übersetzte für die europäischen Studierenden simultan. „Mein Ziel ist, dass die Studierenden den ablaufenden Prozess mit der gelernten Theorie vergleichen und zudem die Wirkung juristischen Handelns in der Realität erleben“, erklärte sie. „Das ist eine einprägsame Erfahrung“, bestätigte Student Pu Jiadan. „Auch wenn angesichts der klaren Beweislage und des Geständnisses des Angeklagten in diesem Fall sogar ein Schnellverfahren angewandt wurde, ist ein echter Prozess doch sehr beeindruckend.“
Nach dem Urteilsspruch beantworteten der Präsident des Strafgerichts, Ou Chunguang, und der Vorsitzende Richter des Falles, Du Jinxing, die Fragen der Jurastudierenden. Welche Aspekte waren besonders ausschlaggebend für die Verurteilung? Bekommt der Angeklagte Rechtskostenhilfe, damit er den Prozess bezahlen kann? Wie würde nun ein Widerspruchsverfahren ablaufen? „Diese juristische Diskussion half mir natürlich, die Strafprozessrechtsordnung zu verstehen“, sagte Pu Jiadan.
Die China-EU School of Law bietet das Programm „Chinese Law Taught in English – Chinesisches Recht in englischer Sprache“ jeden Herbst für Jurastudierende aus aller Welt an. Im Wintersemester 2016/17 beschäftigten sich 18 internationale Studierende ein Semester lang mit chinesischem Recht.