Kirsten Burke-Nelson: “China war die entspannteste Zeit meines Lebens“
15. Februar 2017, von Internetredaktion

Foto: CESL
Drei Fragen an die irische Jurastudentin Kirsten Nelson-Burke, die 2016 das Chinese Law Taught in English-Programm absolvierte. Zuvor erwarb sie einen Bachelor of Law am Trinity College Dublin. Derzeit studiert, Kirsten, 24, an der Universität Hamburg.
Wenn du deinem jüngeren Ich, das gerade an der China-EU School of Law ins Studium startet, einen Rat geben könntest, was wäre das?
Sei geduldig! Manches muss sich am Anfang erst sortieren. Während der Einzug ins Studentenwohnheim völlig unkompliziert ablief, brauchte ich aber drei volle Tage um ein Bankkonto zu eröffnen. Es war Orientierungswoche in Peking, überall Erstsemester, lange Schlangen von Studierenden vor allen Bankschaltern. Als Austauschstudent brauchst du obendrein zunächst eine chinesische Telefonnummer, bevor du irgendetwas anmelden kannst, also musst du zuerst prüfen, dass dein Mobiltelefon kein SIMlock hat und dir eine chinesische SIM-Karte kaufen. Aber am Ende wird alles gut funktionieren.
Was ist das größte Plus der China-EU School of Law?
Für mich war das, diese multikulturelle Umgebung zu erleben. Ich bin in Peking in eine brandneue Kultur eingetaucht, von der ich so viel gelernt habe. Die chinesische Kultur räumt ja zum Beispiel dem gemeinsamen Essen mit Freunden oder Familie einen hohen Stellenwert ein. Die Mahlzeiten sind eins der wichtigsten Ereignisse des Tages, man nimmt sich Zeit für den Austausch und konzentriert sich aufeinander. Ich hatte das bislang nicht so wichtig genommen. Umgekehrt haben meine chinesischen Freunde auch sehr viel über meine Kultur gelernt. Sie hatten eine klare Vorstellung vom Westen, ehe sie mich trafen, oft ohne jemals außerhalb Chinas gewesen zu sein. Dank mir kamen sie so ein wenig aus ihrem Schneckenhaus heraus. Wenn ich zum Beispiel Abendessen um 21 Uhr vorschlug, war eine chinesische Freundin von mir zuerst in völliger Schockstarre, weil sie sich nicht vorstellen konnte nach 19 Uhr zum Essen zu gehen. Ich habe also nicht nur die chinesische Kultur erlebt, meine chinesischen Kommilitonen erlebten auch meine europäische, obendrein lernte ich ihre Perspektive auf meine Kultur kennen – insgesamt alles recht interessant für uns alle.
Was planst du als nächstes?
Im Augenblick bin ich im zweiten Semester des Erasmus Mundus Masterprogramms Law and Economics, in dem ich an drei europäischen Universitäten studieren kann um einen Doppelabschluss erlangen. Das erste Semester verbrachte ich an der Erasmus Universität Rotterdam, jetzt studiere ich an der Universität Hamburg. Für den Studiengang habe ich mich tatsächlich aus denselben Gründen beworben, die meine Wahl schon auf das Chinese Law Taught in English-Semester fallen ließen. Akademisch sind sehr renommierte Universitäten beteiligt. Außerdem kann ich an unterschiedlichen Orten leben. Das ist großartig, weil es den eigenen Horizont so erweitert. Das klingt jetzt vermutlich etwas klischeehaft, tatsächlich habe ich aber bereits in China festgestellt, dass ich durch das Erleben einer neuen Kultur mich selbst so viel besser kennen gelernt habe. Ich kam ohne große Erwartungen nach China, habe einfach alles aufgesaugt, das Land mit mir tun lassen, was das Land eben tut. Freunde fragten mich vorher, als ich erzählte, dass ich nach China reise, ob das nicht recht anstrengend würde. Aber mit meinem Ansatz war es das kein bisschen. China war die entspannteste Zeit meines Lebens.