Li Shuo: “Ohne die China-EU School of Law würde ich nicht in Europa promovieren”
27. Februar 2017, von Internetredaktion

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Li Shuo, 27, wuchs in Shijiazhuang auf, einer 10-Millionen-Metropole in Nordchina. 2015 schloss sie die China-EU School of Law in Peking mit einem Doppelmaster in Jura ab. Heute ist sie Doktorandin an der Universität Maastricht in den Niederlanden, die eine rapide wachsende Anzahl internationaler Studierender verzeichnet.
Wann hast du dich entschieden, zu promovieren?
Die Initialzündung kam bei mir im letzten Jahr meines Masterstudiums, als ich mich zum ersten Mal mit Chinas Antimonopelgesetz beschäftigte. Dieses Gesetz ist 2008 mit massiver Unterstützung der USA und der EU in Kraft getreten. Ich fand das spannend und wollte das Thema unbedingt weiter untersuchen. Wettbewerbsrecht ist in China noch in einem frühen Stadium, die Behörden haben damit noch wenig Erfahrung, folglich gibt es viel zu erforschen. Ich untersuche die Wettbewerbsregelungen in China, der EU, den USA und Japan in meiner Dissertation, im Vergleich stellt man fest, dass dies sehr unterschiedliche Rechtssysteme sind mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen von Wettbewerbsrecht. In der Konsquenz bestehen Konflikte, die sich auch zum Handelskrieg hochschaukeln könnten. Wenn ich also „Konflikte und Kompromisse: die Internationalisierung des Wettbewerbsrechts und Chinas Beteiligung” untersuche, das ist der Name meiner Dissertation, dann hoffe ich auch, zukünftige Lösungen für diese Konflikte zu skizzieren. Chinas Wirtschaft ist seit 2008 noch stärker geworden. Wettbewerbsrechtliche Fragen mit China zu klären, wird in den nächsten Jahren noch wichtiger werden.
Wie hat dich dein Studium an der China-EU School of Law auf das Promovieren vorbereitet?
Ohne die Erfahrungen an der China-EU School of Law hätte ich mich nicht für einen PhD in Europa entschieden. Ich war sehr froh, dass mir das Masterstudium die Chance eröffnete, mit europäischen Professoren und Dozenten in Kontakt zu kommen. Prof. Niels Philipsen, der Wettbewerbsrecht in Peking lehrte, ist nun mein Zweitbetreuer hier in Maastricht. Ihm zu begegnen, half mir auch, mein Thema zu finden. Außerdem war es sehr gewinnbringend, dass ich während meiner Europa-Studienreise im Master sechs Wochen an der Central European University in Budapest studieren konnte. Diese erste Kostprobe, wie sich ein Studium im Ausland anfühlt, sagte mir sehr zu. Ohne diese Einblicke hätte ich vermutlich in China promoviert.
Ist die Universität Maastricht ein guter Ort für eine chinesische Doktorandin?
Ich bin sehr glücklich hier zu forschen, ja. An der Universität Maastricht werden jedes Jahr fast 300 PhD Kandidaten promoviert. Daher gibt es zahllose Wege des fachlichen und persönlichen Kontakts unter diesen vielen Doktoranden. Die Universität organisiert “PhD lunches” und “PhD walks“, da treffe ich Niederländer, Türken, Deutsche, Malaysier. Mit ihnen kann ich über meine Arbeit sprechen und wir geben uns Tipps. Meine Betreuer treffe ich etwa alle sechs Wochen. Wenn ich etwas Dringendes habe, kann ich sie auch zwischendurch anmailen. Da das Chinese Scholarship Council mir ein Vollstipendium gewährt, muss ich mich auch nicht wegen der Studiengebühren grämen. Und Maastricht ist so eine schöne, ruhige Stadt. Ich fühle mich hier sehr frei und genieße es, von hier aus ganz Europa zu bereisen. Ich weiß auch zu schätzen, dass die Universität so international ausgerichtet ist, volle 49 Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland nach Maastricht, dieses Flair gefällt mir gut. Und wenn ich meine Familie zuhause in Shijuiazhuang vermisse, dann hilft es, sich mit einem der anderen 15 chinesischen Doktoranden hier auf einen Kaffee zu treffen.