Mit einem PhD-Stipendium in Peking: Pablo Sanz Bayón
8. Juni 2017, von Internetredaktion

Foto: CESL
Mit einem PhD-Forschungsstipendium der China-EU School of Law hat der spanische Doktorand Pablo Sanz Bayón im Frühjahr 2016 zwei Monate in Peking an seiner Dissertation gearbeitet. Er interessierte sich dafür, wie das chinesische Wirtschaftsrecht mit Blockade-Situationen im Management von Unternehmen umgeht.
Hat Ihr Forschungsaufenthalt in China Sie bei Ihrer Doktorarbeit vorangebracht?
Absolut. Ich habe zwei Monate lang rechtsvergleichend für meine Dissertation an der China-EU School of Law geforscht. Konkret habe ich mich mit dem sogenannten Corporate Deadlock beschäftigt. Von dieser Blockadesituation in der Unternehmensführung spricht man, wenn der Vorstand und die Aktionäre eines Unternehmens in einen so schwerwiegenden Konflikt miteinander geraten, dass keine Seite mehr willig ist, sich auf einen Kompromiss einzulassen. Ich habe untersucht, wie das chinesische Unternehmensrecht mit diesem Phänomen umgeht, um herauszufinden, ob sich daraus möglicherweise hilfreiche neue Ansätze für das europäische Recht ableiten ließen. Dafür habe ich mich sehr genau ins chinesische Wirtschaftsrecht eingelesen und Daten, Berichte und Papers zu dessen jüngsten Entwicklungen gesammelt. Ich hatte zudem die Chance, mich mit Prof. Wang Yong von der China University of Political Science and Law, einem Experten für chinesisches Wirtschaftsrecht, und weiteren chinesischen Wirtschaftsrechts-Professoren von der Peking Universität und der Renmin Universität zu unterhalten. Dadurch war die Zeit an der China-EU School of Law für mich sehr ergiebig.
Was war das überraschendste Erlebnis?
Ich wusste vorher, dass es eine große Herausforderung ist, Herangehensweisen vollständig zu begreifen, die aus einem anderen Rechtkreis als dem eigenen stammen. Dennoch hat mich überrascht, wie stark man als Jurist an die Denkart des Rechtssystems seines Heimatlandes gebunden ist. Das persönliche Gespräch mit den chinesischen Rechtswissenschaftlern über die verschiedenen juristischen Standpunkte und ihr Feedback zu meinem Verständnis des chinesischen Wirtschaftsrechts war daher für mich eine unersetzlich hilfreich. Meiner Erfahrung nach ist ein freundlicher Austausch über verschiedene Sichtweisen der beste Weg, um ein multinationales Verständnis von Recht zu entwickeln. Daher hoffe ich, dass ich auch jetzt, wo ich gerade nach Abschluss meiner Doktorarbeit eine Stelle als Dozent an der Rechtsfakultät der Comillas Pontifical University in Madrid angetreten habe, die gewonnenen Beziehungen zu chinesischen Juristen in Zukunft vertiefen kann.
Wie haben Sie den Alltag in Peking erlebt?
Bevor ich nach China kam, hatte ich mehr Schwierigkeiten im täglichen Leben erwartet, da ich das Land nicht kannte und die Sprache nicht spreche. Von dem Moment an, als ich ankam, lief aber alles glatt. Auf dem Campus bekam ich sogar einen Tutor an die Seite gestellt sowie eine studentische Hilfskraft, die mich anderen Hochschullehrern und Experten vorstellten, und mir auch erklärten, wie das Ausleihsystem in der Bibliothek funktioniert oder wo der Bus fährt. Die reiche intellektuelle Kultur Chinas und die lebendige Atmosphäre auf dem Campus haben mich wirklich beeindruckt.
Zur Unterstützung von Nachwuchswissenschaftlern bietet die China-EU School of Law Stipendien für Forschungsaufenhalte von zwei bis 12 Monaten. Europäische Doktoranden können in Peking forschen, chinesische Doktoranden in Europa. Sie erhalten einen monatlichen Zuschuss von 1000 Euro sowie einen Pauschalbetrag von 1000 Euro für die Reisekosten. Weitere Informationen zu den China-EU School of Law Short Stay PhD Research Fellowships.