“Ich bin ein Problemlöser”Bengt Lundell ist neuer Europäischer Ko-Dekan
13. Juli 2017, von Internetredaktion

Foto: CESL/Michael Chia
Im Juli hat ein neuer Europäischer Ko-Dekan sein Amt an der Spitze der China-EU School of Law angetreten: Prof. Bengt Lundell. Der Rechtsprofessor von der Universität Lund kann auf eine lange Karriere in der Juristenausbildung, im Öffentlichen Recht und im Bereich Recht und Entwicklung zurückblicken, insbesondere mit China und Vietnam. Was reizt ihn am chinesisch-europäischen Rechtsdialog, wo liegt sein Ansatz in der Lehre und wie bewertet er das Potenzial der China-EU School of Law? Hier ein paar Antworten.
Wo sehen Sie das Potenzial der China-EU School of Law für die Rechtsausbildung in China und Europa?
Das enorme Potenzial liegt darin, dass wir hier eine Fakultät voller Expertinnen und Experten haben. Europäische Professorinnen und Professoren lehren europäisches Recht und chinesische Professorinnen und Professoren chinesisches Recht. So können sich die chinesischen und europäischen Studierenden hier sehr fundiert mit dem jeweils für sie fremden Rechtssystem vertraut machen. Und da der Bedarf an so umfassend ausgebildeten Juristen rasant weiter steigt, beobachten wir, dass unsere derzeitigen Absolventen sehr schnell nach Abschluss in guten Positionen eingestellt werden. Ein Aspekt, über den wir für die Zukunft nachdenken, ist den Kurs “Chinesisches Recht in englischer Sprache”, der derzeit ein sechsmonatiges Austauschprogramm für europäische Jurastudenten ist, um einen vollen Masterstudiengang zu ergänzen, da dies die Chinakompetenz unter unseren Absolventen aus Europa noch mal verbessern würde.
Was möchten Sie von Ihrer früheren Arbeit hier einbringen?
Ich bin ein Problemlöser. Ich war über 12 Jahre, bis 2010, Generaldirektor eines Schwedisch-Vietnamesischen Partnerprojekts der Universität Lund mit der Hanoi Universität für Recht und der Ho-Chi-Minh-Stadt-Universität, das sich der Stärkung der Rechtsausbildung in Vietnam und der Intensivierung internationaler Kooperation verschrieben hat. Seitdem lehre ich als Honorarprofessor an der Ho-Chi-Minh-Stadt-Universität. Außerdem war ich oft Mitglied in nationalen Komitees zur Weiterentwicklung des schwedischen Hochschulsektors. Ich habe also Erfahrung mit komplexen Situationen im Lehrumfeld. Um Probleme zu lösen, muss man sehr genau zuhören, was die anderen sagen. Versuchen, so viele Informationen zu bekommen, wie nur möglich. Normalerweise findet man dann eine gute Lösung für alle Beteiligten.
Sie kennen die China-EU School of Law sehr gut, waren als Vertreter der Universität Lund schon vor der Eröffnung 2008 aktiv und haben sich seitdem in Konsortiumsmeetings und Forschungsaktivitäten eingebracht. Hat sich die Rechtshochschule in vergangenen Jahrzehnt verändert?
Sie hat sich definitiv verändert. Chinesisch-europäischer Rechtsdialog berührt ja auch sensible Fragen. Meiner Erfahrung nach dauert es ein paar Jahre, ehe da Vertrauen aufgebaut wird. Wenn sich Rechtsexperten aus Europa und Asien zum ersten Mal bei einer Konferenz treffen, beschreiben sie erst mal ihre Rechssysteme. Wenn sie sich zum zweiten Mal treffen, fangen sie an, Gesetze zu diskutieren. Die China-EU School of Law bietet den Raum, an dem Experten sich zusammensetzen, über Recht sprechen und versuchen, einander zu verstehen und ihre Ansätze diskutieren. Das nenne ich dann Dialog. Natürlich gibt es manchmal Missverständnisse, und wir müssen auch nicht notwendigerweise immer übereinstimmender Meinung sein. Aber wichtig ist, dass man die Kommunikation aufrechterhält. Wer haben hier seit 2008 ein sehr starkes Netzwerk aufgebaut. Die Menschen vertrauen einander. In der politischen Großwetterlage der chinesisch-europäischen Beziehungen kann es kleine Hochs und Tiefs geben, genau wie in jedem politischen Verhältnis; unsere Arbeit an der China-EU School of Law verändert das nicht. Das ist eine weitere Kernkompetenz dieser Hochschule.
Ihre Frau Zhang Yali ist auch Rechtswissenschaftlerin, genau wie Sie es sind. Kommt das vor, dass Sie beim Abendessen über Jura diskutieren?
Wir sprechen kaum über Religion oder Politik, aber wir debattieren oft über Recht, ja. Da meine Frau Dozentin für chinesisches Recht an der Peking Universität ist, kann sie mir helfen, das chinesische Rechtssystem besser zu verstehen. Ich finde, sie kann mir chinesisches Recht auf eine Art erklären, wie es die meisten anderen Menschen nicht können. Umgekehrt liegen meine akademischen Schwerpunkte ja auf europäischem Öffentlichem Recht, so dass ich ihr wiederum helfen kann, sich das europäische Recht besser zu erschließen.
Zur Person
Prof. Bengt Lundell hat im Juli 2017 sein Amt als Europäischer Ko-Dekan der China-EU School of Law an der China University of Political Science and Law angetreten. Er ist Associate Professor of Law an der Universität Lund, wo er 1987 auch die Doktorwürde in Politikwissenschaften erwarb. Bengt Lundell berät das schwedische Parlament. Die Lehrwerke zu Öffentlichem Recht, die er mit Håkan Stömberg herausgibt, sind Standardwerke an schwedischen Universitäten. Stationen seiner Karriere beinhalten: Schwedischer Generaldirektor des Projektes “Strengthening Legal Training in Vietnam”, Honorarprofessor an der Ho-Chi-Minh-City Universität, Mitglied schwedischer Komitees zur Hochschulentwicklung, Außerordentlicher Dekan der Rechtsfakultät und Vorsitzender des Zulassungsausschusses der Universität Lund, Technischer Herausgeber des “Schwedischen Journals für Politikwissenschaft”.