Alumnus Vlatko Kregar: "Als Kroatien der EU beitrat, hatte ich einen Wissensvorsprung"
5. Januar 2018, von Internetredaktion
Foto: Kregar
Vlatko Kregar hat Anfang 2018 in Zagreb eine Kanzlei gegründet: das Kregar Law Office. Bisher war der Spezialist für Europarecht und Baurecht Partner und Teilhaber der Kanzlei Šunić & Partners in der kroatischen Hauptstadt.
Worum genau geht es bei Ihrer Arbeit?
Ich arbeite vor allem viel im Vertragsrecht für private Auftraggeber aus Kroatien, Spanien, Frankreich, Deutschland und weiteren Ländern, die große Infrastrukturprojekte in Kroatien umsetzen. Die bauen Schnellstraßen, Brücken, Gaspipelines, Müllaufbereitungsanlagen und Wasserwerke. Nach zehn Jahren als Anwalt in einer Kanzlei eröffne ich nun mein eigenes Büro, werde meine Erfahrung aber weiter Bauunternehmen anbieten, die in Kroatien aktiv sind. Das Spannende an der Schnittstelle von Europarecht und Baurecht, an der ich mich bewege, ist das Aufeinandertreffen von öffentlichem und privatem Sektor, denn EU-Förderung und privatwirtschaftliche Baufinanzierung folgen oft völlig unterschiedlichen Regeln.
Was haben Sie an der China-EU School of Law gelernt, das Ihnen bei Ihren Aufgaben nützt?
Als ich 2011 meinen Masterabschluss gemacht hatte und – obwohl ich auch Angebote von Kanzleien in Shanghai hatte – nach Zagreb zurückging um als Anwalt zu arbeiten, war Kroatien noch nicht Mitglied der Europäischen Union. Tatsächlich war der private Sektor im Land ziemlich unvorbereitet auf diesen Schritt. Keiner hat überhaupt groß über Europarecht nachgedacht. Die kroatischen Anwälte hatten 2013 beim EU-Eintritt entsprechend wenig Erfahrung mit EU-Gesetzen. Mit meinem LL.M. dagegen hatte ich ein gutes Grundverständnis der EU-Rechtspraxis. Ich hatte also einen immensen Wissensvorsprung und habe von meinem Studium an der China-EU School of Law sehr profitiert. Denn um EU-konforme Verträge zu Infrastrukturprojekten aufzusetzen, braucht man tatsächlich etwas Einblick in die EU-Regularien. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation in Kroatien natürlich verändert. Neue Kanzleien mit einem Fokus auf EU-Förderung sind wie Pilze aus dem Boden geschossen.
Was ist für Sie das Besondere an der China-EU School of Law?
Ich sprach weder Chinesisch, noch war ich schon mal in Asien gewesen, als ich 2010 für das Studium das erste Mal nach China kam. Ich landete mit dem Flugzeug in Peking und fand mich plötzlich in einer komplett fremden Welt wieder. Das war schon eine große Herausforderung. Allerdings wuchs die Gruppe der sieben europäischen Jurastudierenden, die in diesem Jahr das EU-Masterprogramm belegten, sehr schnell zu einer sehr engen Gruppe zusammen – und auch wenn es etwas kitschig klingt, muss ich sagen, dass diese Verbindung sicher für immer bestehen wird. Wir treffen uns jedes Jahr in einem europäischen Land, tauschen uns über unsere privaten und juristischen Erfahrungen aus. Im letzten Sommer in Kroatien, das Jahr davor in Spanien. Neben dem Rechtswissen, das ich mir in den sehr gut strukturierten Kursen bei den exzellenten Professoren der China-EU School of Law aneignen konnte, und dem gewinnbringenden Austausch mit jungen Chinesen, ist dieser kleine Zirkel an Freunden aus ganz Europa sicher das wertvollste, das ich aus China mitgenommen habe.