Ulfrid Neumann hält Vortrag über Strafrecht
16. April 2018, von Internetredaktion
Foto: CESL
Der Rechtsphilosoph Professor Ulfrid Neumann von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main stellte sich am 10. April an der China-EU School of Law den Fragen von mehr als 100 Studierenden.
Wenn jemand in den Niederlanden fünf Gramm Cannabis für privaten Gebrauch verkauft, handelt er legal, in Deutschland macht er sich mit derselben Handlung strafbar – was sagt das aus über das Strafrecht? Diese Frage stellte Neumann den Studierenden der China-EU School of Law (CESL), der Peking Universität und der Universität für Politikwissenschaft und Recht Südwestchinas an der CESL. Und gab eine zweifache Antwort. Einerseits erfülle das Strafrecht in allen Nationen trotz kulturell oft unterschiedlicher Ausgestaltung dieselben Funktionen. „Strafgesetze halten die rechtliche Ordnung aufrecht und stellen klar, welche gesellschaftliche Normen gelten.“ Gleichzeitig trete er als Jurist für einen kritischen Blick auf ein überstaatliches Strafrecht ein. „Können internationale Strafgerichte die Lösung sein, so wie bei Verbrechen wie Völkermord der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag?", sei die Frage, die sich hier stelle. "Da bin ich nicht sicher“, sagte Neumann. Denn auch ein überstaatliches Gericht könne den kulturellen Hintergrund der Richter nicht ausblenden.
Der 70-jährige emiritierte Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtssoziologie beschrieb zudem die moralischen Grundlagen für Urteile im Strafrecht. "Es besteht ein Unterschied, ob ein Mörder mit der Begründung bestraft wird, für seine Tat müsste er ebenfalls einen Preis zahlen, oder mit der Begründung, dass seine Bestrafung für das Opfer und dessen Angehörige wieder Gerechtigkeit herstellt", erläuterte er.
Prof. Zhang Mingxuan von der Tsinghua Universität und Prof. Xu Jiusheng von der China University of Political Science and Law begleiteten die Diskussion. Eingeladen hatte CESL-Professor Zheng Yongliu.