Dr. Wang Jia fordert neues Urheberrecht für die digitale Welt
7. Februar 2018, von Internetredaktion

Foto: CESL
Die Expertin für Recht des geistigen Eigentums Dr. Wang Jia hat sich in ihrem neuen Buch “Conceptualising Copyright Exceptions in China and South Africa” für eine radikale Überarbeitung des Urheberrechts in China eingesetzt.
„Das öffentliche Interesse und private Interessen müssen neu gegeneinander abgewogen werden“, sagt die Rechtswissenschaftlerin von der Polytechnischen Universität Hongkong. „Man muss anerkennen, dass Ausnahmen vom Schutz des geistigen Eigentums Einzelner zum Nutzen der gesamten Gesellschaft sind, weil sie die Kosten von Bildung und Forschung massiv reduzieren und kreatives Lernen fördern.“
In ihrem neuen Buch, „Conceptualising Copyright Exceptions in China and South Africa”, das am 4. April 2018 in der China-EU Law Series erscheint, setzt sich Dr. Wang Jia daher für eine Anpassung des Rechts an digitale Verbreitungsmöglichkeiten und eine größere Flexibilisierung ein. „Derzeit bremst das Urheberrecht die innovative Verwendung von Artikeln, Büchern, Musik oder Software aus, die aber grundlegende Voraussetzung für qualitativ hochwertige Bildung oder Forschung sind.“ Auch die Nutzung über große Distanzen sei in China, genau wie in Südafrika, noch unausgeschöpft. Sie mahnt daher an, Chinas Urheberrechtsgesetz von 1990 grundsätzlich zu überarbeiten, in dem Digitalisierung und auch die Rechte und Pflichten von Internetprovidern noch nicht konkret gestaltet seien.
Dr. Wang Jia hat für ihr Buch Gerichtsurteile und Rechtsentscheidungen aus den Datenbanken PKU Law, IPHouse, China IPR Judgements & Decisions sowie WIPO IP Databases ausgewertet. Dabei verglich sie das Urheberrecht Chinas und Südafrikas mit EU, US und WTO-Regularien. „Ich war die erste Chinesin, die in Südafrika zu Intellectual Property Law promovierte“, erklärt Wang Jia, die zuletzt als Research Fellow am Berkman Center for Internet and Society in Harvard forschte, ihren Ansatz. „Dabei fiel mir auf, dass Entwicklungsländer bislang das Urheberrecht der Industrieländer kopiert haben, ohne es an ihre eigenen Bedürfnisse anzupassen, ohne den sogenannten Digital Divide zu überwinden und ohne sich für eine wissensbasierte Wirtschaft neu aufstellen zu können – nun bietet sich für China die Gelegenheit, dies in Vorbildfunktion, auch innerhalb der BRICS Initiative, zu ändern."
Das Buch “Conceptualising Copyright Exceptions in China and South Africa” im Springer Verlag