Erfahrungsberichte
Wie ist das Jurastudium aus der Sicht von Studierenden? Lest doch bitte die von uns gesammelten Erfahrungsberichte unserer Studierenden und lasst euch gerne informieren und inspirieren!
Erfahrungsberichte
Hier sammeln wir Erfahrungsberichte von Studierenden der Fakultät für Rechtswissenschaft, um Studieninteressierten einen persönlichen Eindruck vom Studium zu vermitteln.
"Sollte man Jura studieren?"
von Jens Kahrmann
Sollte man Jura studieren? Diese Frage kann ich auch rückblickend nur mit einem unentschiedenen Jein beantworten. Wie vieles andere im Leben, hat auch das Jurastudium seine Vor- und Nachteile. Grundsätzlich sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Juristerei viel Arbeit mit der deutschen Sprache selbst bedeutet: Sowohl in Klausuren als auch in den Hausarbeiten schreibt man regelmäßig längere Gutachten. Wem es also nicht liegt, umfangreiche Texte zu verfassen, der ist in einem Jurastudium wohl eher weniger gut aufgehoben. Besonders viel Kreativität muss man allerdings nicht mitbringen, da die juristischen Gutachten stets einem mehr oder minder starren Aufbau folgen - es kommt also im Wesentlichen auf den Ausdruck an.
In Ansätzen logisch denken sollte man können, eine Leuchte in Mathe muss man dagegen nicht zwingend gewesen sein, sonst hätte ich selbst das Studium nicht geschafft. Und entgegen landläufiger Meinung braucht man auch die lateinische Sprache nicht zu beherrschen, diesbezügliche Kenntnisse sind auch nicht wahnsinnig vorteilhaft - die häufig vorkommenden und nicht zu zahlreichen lateinischen Phrasen kann man sich auch so merken.
Vielleicht hilft es zu erfahren, was mir persönlich das Studium gebracht hat. Neben den juristischen Kenntnissen (die im Alltag durchaus hilfreich sein können, weil wir ja gezwungenermaßen ständig mit dem Recht konfrontiert werden) hat mir das Jurastudium auch einige weitere Fähigkeiten vermittelt. Da wäre zuerst das wissenschaftliche Arbeiten zu nennen, das man sich in einem Einführungskurs sowie bei Haus- sowie (optionalen) Seminararbeiten aneignet: Man lernt, wie man sich in wissenschaftliche Fragestellungen einarbeitet, entsprechende Recherchen durchführt und wie man die daraus gewonnene Datensammlung in ein vernünftiges Gutachten umwandelt. Dabei wird zweifelsohne auch die eigene Ausdrucksfähigkeit gestärkt - das liegt nicht zuletzt daran, dass man mit der Zeit viele anspruchsvoll formulierte Texte wie z.B. wissenschaftliche Abhandlungen oder Gerichtsurteile liest. Dabei verläuft die Grenze zum verpönten Amtsdeutsch natürlich recht fließend, sodass man die richtige Balance finden muss.
Viel wichtiger finde ich jedoch, dass das Jurastudium bei mir das Interesse für Politik und auch das allgemeine Weltgeschehen geweckt hat. Noch zu Beginn des Studiums hätte ich nicht im Traum daran gedacht, mich täglich über das aktuelle Weltgeschehen zu informieren - geschweige denn über politische Fragen. Heute möchte ich die tägliche Lektüre der Nachrichten nicht missen. Dieses Interesse wird sicher nicht bei jedermann geweckt. Bereits im ersten Semester beschäftigt man sich aber mit Staatsorganisationsrecht - man wird also gezwungen zu lernen, wie der deutsche Staat aufgebaut ist und wie er funktioniert. Besitzt man erst einmal diese Kenntnis, ist es natürlich auch viel leichter, das Tagesgeschehen in der Presse zu verfolgen und Äußerungen von Politikern zu beurteilen. Das macht die Nachrichtenlektüre wesentlich interessanter. Es liegt also nahe, dass ich nicht der Einzige bin, der so an die Politik herangeführt wurde. Und dass die Juristen in der (Spitzen-)Politik von allen Berufsgruppen am stärksten repräsentiert sind, ist wohl auch kein Zufall.
Warum also möchte ich nach all dem Gesagten keine vorbehaltlose Empfehlung für das Jurastudium abgeben? Das Studium der Rechtswissenschaft ist zweifelsohne eines der schwersten. Das klischeehafte Studentenleben mit den unzähligen Freiheiten und der vielen Freizeit ist einem als Studierender der Rechtswissenschaft nicht vergönnt - das gilt ganz besonders in der mindestens einjährigen Zeit der Vorbereitung auf das erste Staatsexamen.
Hinzu kommt, dass es (im klassischen Jurastudiengang) kaum interdisziplinäre Bezüge gibt - man ist also besonders gefährdet, zum Fachidioten zu verkommen, der über keinerlei Sozialkompetenz verfügt. Das ist schlecht, weil die Juristerei in der Praxis nunmal nicht im luftleeren Raum stattfindet, sondern im echten Leben.
Das Abschreckendste aber ist die Struktur des Prüfungswesens. Das in Hamburg auch acht Klausuren bestehende Examen entscheidet ganz überwiegend (natürlich zusammen mit dem zweiten Examen nach dem Referendariat) über die beruflichen Perspektiven, während die Leistungen im Studium - also den ganzen vorangegangenen Jahren - weitgehend irrelevant sind.
Im Examen ist aber so ziemlich der ganze Stoff prüfungsrelevant, mit dem man sich während des Studiums beschäftigt hat. Das Problem dabei ist, dass man in jedem Semester andere Themenfelder beackert, die meist nicht viel miteinander zu tun haben. Was man im vorigen Semester noch gelernt hat, gerät also mangels Anwendung sehr schnell in Vergessenheit. Und plötzlich nach vier, fünf oder auch sechs Jahren Studium soll man alles wieder präsent haben. Das zu erreichen, ist mit enormem Stress und einem deutlichen Verlust an Lebensqualität verbunden.
Hinzu kommt die Eigenart, dass der Jurist noch immer zum Richter ausgebildet wird, obwohl sich die wenigsten berufstätigen Juristen später im Richteramt wiederfinden. Wäre das Jurastudium anders gestaltet, könnte es meiner Meinung nach viel gewinnbringender sein und womöglich könnte man es dann vorbehaltlos weiterempfehlen. So muss es beim Unentschieden bleiben.
"Eigentlich wollte ich Journalistin werden."
von Wiebke Reuter
Eigentlich wollte ich immer Journalistin werden. Bei der Studienberatung in der Schule wurde mir dann gesagt, dass man aber nicht direkt Journalistik studieren, sondern sich lieber in einem anderen Bereich spezialisieren sollte, um dann später in den Journalismus zu wechseln. Ich habe mir dann mal eine Juravorlesung angehört und gedacht, dass das was für mich sein könnte. Da ich sowieso schon immer nach Hamburg wollte, habe ich mich dort beworben und glücklicherweise wurde ich auch direkt genommen. Ich habe mich im Voraus nicht über den Studiengang informiert, hatte keine Ahnung, was mich erwartet oder was für Fächer ich haben würde. Die Orientierungswoche hat mir dann schon mal einen ersten Eindruck darüber gegeben, was in den Vorlesungen auf mich zukommt, und ich war plötzlich gar nicht mehr sicher, ob ich mich richtig entschieden habe. Unser Tutor hat uns erzählt, dass wir ziemlich viele Scheine brauchen, um das Grundstudium zu schaffen, dass die Durchfallquoten bei den Klausuren teilweise über 50% liegen und dass es sehr schwierig ist, bei den Noten überhaupt in den zweistelligen Bereich zu kommen.
Die Zivilrechtsvorlesung hat mich dann wieder hoffen lassen: Die Fälle waren alltagsbezogen, nachvollziehbar und es hat Spaß gemacht, zu lernen, wie bekannte Probleme aus dem Leben juristisch gelöst werden. Entmutigt haben mich aber die Vorlesungen im Straf- und Öffentlichem Recht. Ich dachte immer, Strafrecht wäre am interessantesten, weil es da um spannende Fälle geht, die man aus dem Fernsehen kennt. Aber erstmal kamen nur sehr viel Theorie und viele neue Begriffe, oft wurde auf unbekannte Sachen vorgegriffen und vieles war sehr abstrakt.. Staatsrecht hat mich fast an meinen Wipo-Unterricht aus der Schule erinnert. Es ging um den Bundestag, -rat, die -regierung und wie die einzelnen Abläufe zusammenhängen. Es hat sich auch schnell gezeigt, dass die Qualität einer Vorlesung unabhängig vom Inhalt ganz stark vom Professor abhängt. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich je eine Klausur schreiben sollte. Aber zum Glück gibt es begleitende AGs. Die Arbeitsgemeinschaften sind wirklich sehr hilfreich. Dadurch wird vieles aus der Vorlesung erst richtig verständlich und man lernt, wie man Probleme in einer Klausur richtig bearbeitet. Und auch wenn man das in der ersten Zeit von jedem hört und es einen sehr schnell nervt, aber es hilft ungemein, von Anfang an, die Vorlesungen nachzuarbeiten und mit Fallbüchern zu lernen. Denn das ist, worum es sich in einer Klausur dreht.
Jura ist nicht kreativ. Was oft mit „trocken“ beschrieben wird, meint wohl, dass es bei Jura feste Schemata gibt, die abgearbeitet werden, dass die Klausuren im Gutachtenstil geschrieben werden müssen und man nicht anfangen soll, möglichst schön wie bei einem Aufsatz zu formulieren. Es werden zwar keine Paragraphen auswendig gelernt, aber man muss sich mit dem Gesetzestext und Urteilen beschäftigen, auch wenn diese nicht immer einfach geschrieben sind. Jura ist nicht unbedingt schwer, aber umfangreich. Man muss gut lernen können, denn es geht auch viel ums Verstehen, aber jede Regel bringt ihre Ausnahme mit sich, die man einfach kennen muss.
Nach zwei Semestern, sieben Klausuren und einer Hausarbeit bin ich mir sicher, dass ich mich richtig entschieden habe. Zwar sitze ich zur Lernzeit sechs Stunden oder mehr in der Bibliothek, aber teilweise entwickele ich einen richtigen Ehrgeiz, einen Fall zu lösen. Dann hat man Glücksmomente, weil man mithilfe des Gelernten ein Problem erkennt und eine Lösung findet. Jura ist ein Fleißfach und man kann den nötigen Lernaufwand nur erbringen, wenn man Spaß und Interesse daran hat, feste Aufbauschemata zu lernen und diesen zu folgen. Aber wenn man das macht, zahlt sich die Arbeit auch aus.
"Ist Jura der richtige Studiengang für mich?"
von Lisa Steppat
Ein Thema, das viele Abiturienten quält und beschäftigt, ist ganz eindeutig die immer wiederkehrende Frage nach dem Berufswunsch. Dass viele Studiengänge für die meisten Abiturienten nur abstrakte Begriffe sind, ohne dass man weiß, was sich hinter dem jeweiligen Studium inhaltlich verbirgt, macht es nicht leichter.
Und so habe auch ich mich gefragt, was genau sind denn eigentlich die Rechtswissenschaften? Natürlich hatte ich eine grobe Idee, welche Aufgaben im Berufsfeld der Anwälte, Richter und Staatsanwälte ausgeführt werden, jedoch hatte ich keine genaue Vorstellung davon, was mich während des Studiums erwarten würde. Mit dieser kleinen Ungewissheit startete ich also ins Studium und ließ mich einfach „überraschen“. Schnell konnte ich feststellen, dass ich mich auf einen langen, zeitweise auch mal sehr steinigen Weg begeben hatte. Die klassische Juristenausbildung umfasst zwei Staatsprüfungen und ein zweijähriges Referendariat, sodass es verglichen mit einem Bachelor-/Masterstudiengang sehr langwierig ist. Zudem ist Jura ein sehr lernintensiver Studiengang. Um gleich mal ein paar Irrglauben zu entkräften, sollte ich aber erwähnen, dass „lernintensiv“ jedoch keineswegs mit „sturem Auswendiglernen von Gesetzen“ gleichzusetzen ist. Natürlich weiß man mit der Zeit ganz grob, was in den häufig angewendeten Gesetzen ungefähr steht, jedoch tragen wir die dicken roten Gesetzestexte ja mit uns herum, um mit ihnen zu arbeiten und nicht um sie auswendig zu lernen.
Was genau also macht man in einem universitären Jurastudium? Größtenteils lernen wir Fälle zu lösen, das heißt Lebenssachverhalte juristisch zu beurteilen. Dazu üben wir die Anwendung und Auslegung der Gesetze. Dabei versuchen wir systematisch alle möglichen Lösungen zu erfassen, um den Sachverhalt umfassend beurteilen zu können. Während die theoretischen Inhalte größtenteils in den Vorlesungen vermittelt werden, wird die Fallbearbeitung in den Arbeitsgemeinschaften erlernt und geübt. Die Arbeitsgemeinschaften finden dabei in Kleingruppen von 15-30 Personen statt, sodass eine intensive Betreuung stattfinden kann, während Vorlesungen von bis zu ca. 200-300 Kommilitonen besucht werden. Da jedoch in einer Vorlesung Schwerpunkte gesetzt werden, also einiges nur kurz angerissen oder auch mal ganz ausgelassen wird, erfordert das Jurastudium viel Arbeit in Eigenregie. Das bedeutet, dass diejenigen, die nicht gerne lesen, es sehr schwer haben werden. Das Studium ist im Allgemeinen mit viel Lese- und Schreibarbeit verbunden. Wer beim Gedanken an das Lesen vieler Bücher oder das Schreiben von Texten in Form von Gutachten eher ein ungutes Gefühl hat, sollte es sich also genau überlegen mit einem Jurastudium.
Die Prüfungen bestehen größtenteils aus Klausuren und Hausarbeiten. Die Klausuren erfordern zumeist eine Falllösung in Form eines Gutachtens, können sich aber auch mal aus Fragen zusammensetzen und sind in der Regel zwei- bis dreistündig. In Klausuren ist lediglich die Arbeit mit dem Gesetz erlaubt. Hausarbeiten erstrecken sich hingegen über einen Bearbeitungszeitraum von vier bis fünf Wochen und fordern eine umfassende Fallbearbeitung. Hierbei wird in erster Linie neben der reinen Falllösung, wie sie in Klausuren vorgenommen wird, eine umfassende Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Literatur erwartet. Erwähnenswert ist dabei die Bewertung der Prüfungen an einer juristischen Fakultät. Es gibt eine Punkteskala von 0-18 Punkten, wobei man 4 Punkte braucht, um eine Prüfung zu bestehen. Jedoch wird die Punkteskala zumeist nicht vollends ausgeschöpft. Wer es schafft eine zweistellige Punktzahl zu erreichen, der hat schon eine sehr gute Leistung abgelegt. Deshalb darf man nicht erwarten, dass man seine guten Noten aus der Schule im Laufe des Studiums mal eben so beibehält. Vielmehr muss man in einer Prüfung schon relativ viel richtig gelöst haben, um überhaupt die 4 Punkte zu erreichen. Zumal die Durchfallquoten zumeist bei 30-40 % oder sogar mehr liegen.
Man sollte sich also klar machen, dass Jura kein einfacher Studiengang ist, sondern einem ganz im Gegenteil viel Disziplin und Ehrgeiz abverlangt. Nichtdestotrotz habe ich mich nicht entmutigen lassen von all den Mythen und Ängsten, die das Jurastudium und insbesondere die Staatsprüfungen umgeben, und fühle mich mit meiner Entscheidung, Jura zu studieren, sehr wohl. Ich bin durchaus der Meinung, dass man diesen Weg erfolgreich beschreiten kann, wenn man mit dem richtigen Ehrgeiz an die Sache heran geht und Jura im weitesten Sinne den späteren Berufswunsch ermöglichen kann.
AStA-Videopodcast
Der AStA hat einen informativen Videopodcast zum Thema "Das Rechtshaus stellt sich vor. Ein Tag an der juristischen Fakultät" produziert. Weiter hier.
Berufe.tv
Die Bundesagentur für Arbeit informiert auf dem Portal Berufe.tv über das rechtswissenschaftliche Studium. Der Studienfilm wurde an der Hamburger Fakultät gedreht.