MOTRA: Ergebnisse aus Umfragen zu Protesten und Menschenrechtsverletzungen im Iran
10. Februar 2023, 13:15 Uhr
Im Rahmen des bundesweiten Forschungsverbundes MOTRA werden durch das Institut für Kriminologie an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg (UHH) und das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg alle zwei Monate in Deutschland Stichproben von etwa 2500 Erwachsenen online befragt. Ziel dieser Studien unter dem Titel „Menschen in Deutschland International“ (MiDInt) ist es, Meinungen der Bevölkerung zu international bedeutsamer Geschehnissen zu erfassen und deren Einflüsse auf politische Einstellungen der Menschen in Bezug auf die Situation in Deutschland zu untersuchen. Aktuell wurden zentrale Ergebnisse der ersten Welle dieser Befragungen vorgestellt. Diese betreffen unter anderem die Wahrnehmung und Bewertung der Proteste und Menschenrechtsverletzungen im Iran durch die Bevölkerung in Deutschland und deren mögliche Ausstrahlungswirkungen auf deren Einstellungen zu Muslimen in Deutschland.
Es zeigt sich danach, dass eine Unterstützung der protestierenden Menschen im Iran durch Deutschland mehrheitlich (55,2%) von der Bevölkerung in Deutschland befürwortet wird. Noch mehr Menschen sprechen sich für weitere Sanktionen gegen das iranische Regime aus (65,1%). Eine unbürokratische Aufnahme verfolgter Personen aus dem Iran findet im Vergleich dazu allerdings deutlich weniger Akzeptanz (49,1%). Insoweit bestätigt sich das auch aus anderen Studien bekannte Phänomen einer aktuell geringeren Akzeptanz des Zuzugs schutzsuchender Menschen nach Deutschland, das nicht nur mit Blick auf Menschen besteht, die aus dem Iran fliehen.
Weiter wurde festgestellt, dass muslimfeindliche Haltungen in Deutschland weit verbreitet sind. Sie finden sich bei etwa der Hälfte der Befragten. Hier bestehen deutliche Zusammenhänge mit der Wahrnehmung und Bewertung der Proteste und Menschenrechtsverletzungen im Iran: Je stärker Personen die Vorgänge im Iran pauschalisierend als Bestätigung für eine Menschenrechts- und Demokratiefeindlichkeit des Islam insgesamt ansehen, desto höher ist auch ihre Muslimfeindlichkeit in Bezug auf Deutschland. Zum anderen können die Proteste im Iran aber auch als wachsendes Bestreben von Muslimen für individuelle Freiheitsrechte bewertet werden. Eine solche Sichtweise geht mit einer deutlichen Verringerung der Muslimfeindlichkeit einher. In der Summe lässt sich festhalten, dass die Vorgänge im Iran von der Bevölkerung sehr sensibel registriert werden. Dies erweist sich ferner als sehr relevant mit Blick auf Radikalisierungsprozesse, hier in Bezug auf die Verbreitung von Intoleranz und Muslimfeindlichkeit gegenüber in Deutschland lebenden Muslimen. Diesbezüglich zeigen sich deutliche Ausstrahlungswirkungen der Geschehnisse im Iran auf die Situation auch innerhalb von Deutschland.
Das Spotlight zur Studie finden Sie hier: https://www.jura.uni-hamburg.de/die-fakultaet/professuren/kriminologie/media/spotlight-no4-uhh-midint-v2.pdf.
Zur Webseite des Projekts MOTRA geht es hier: https://www.mid.uni-hamburg.de/willkommen.html