Neue Befunde der Studie „Menschen in Deutschland: International“ über Einstellungen der Bevölkerung zu Waffenlieferungen an die Ukraine und die Verbreitung von Kriegsängsten in Deutschland
17. April 2023, von Internetredaktion
„Menschen in Deutschland: International“ (MiDInt) ist eine gemeinsam vom Institut für Kriminologie an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg und dem German Institute for Global and Area Studies in Hamburg (GIGA) durchgeführte Studie. Sie geht der Frage nach, wie die Bevölkerung in Deutschland internationale Krisen wahrnimmt und welche Auswirkungen dies auf nationaler Ebene auf Einstellungen zu Demokratie und Rechtsstaat hat. Für diese Untersuchung werden alle 2 Monate ca. 2.500 Erwachsene ab 18 Jahren befragt, die über ein Online-Access-Panel erreicht werden. Die beiden ersten Erhebungen fanden im November 2022 und Februar 2023 statt. Ein wichtiges Thema waren dabei die Entwicklungen in der Ukraine. Neben Einstellungen zu Waffenlieferungen aus Deutschland an die Ukraine sowie Meinungen zur Aufnahme der Ukraine in die EU wurden auch Kriegsängste der Menschen in Deutschland thematisiert.
Trotz weit verbreiteter hoher Kriegsangst, die nach Ergebnissen dieser Erhebungen mehr als zwei Drittel der Bevölkerung zum Ausdruck bringt, findet eine militärische Unterstützung der Ukraine durch Deutschland bei einer sehr großen Mehrheit der Bevölkerung grundsätzlich Unterstützung. Nur knapp ein Fünftel lehnt jegliche Lieferung militärischer Ausrüstung von Seiten Deutschlands an die Ukraine ab. Allerdings differenzierten die Befragten ganz deutlich zwischen verschiedenen Waffenarten. Lieferungen von Angriffswaffen, die über Kampfpanzer hinausgehen, wurde von zwei Drittel der Bevölkerung klar abgelehnt. Es zeigen sich zudem deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen in dieser Frage. Das Thema Krieg in der Ukraine und die Haltung Deutschlands zu Waffenlieferungen birgt insoweit ein Potential in sich, das zu Polarisierungen und gesellschaftlichen Spaltungen beitragen kann. Die Konfrontation mit dem Krieg in der Ukraine hat zudem erhebliche Ausstrahlungswirkungen auf die Einstellungen der Menschen in Deutschland zu nationalen politischen Fragen. Es finden sich ganz deutliche Effekte von Kriegsangst auf eine Erhöhung der Bereitschaft, zentrale demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien zugunsten eines vermeintlich effektiveren Schutzes durch eine starke staatliche Führung aufzugeben. Diese Zusammenhänge zwischen Kriegsangst und Demokratieskepsis markieren Herausforderungen für die offene Gesellschaft und den demokratischen Rechtsstaat in Deutschland. Dies sollte im Rahmen von politischer Bildung aber auch im Kontext der Prävention von Intoleranz und politischem Extremismus verstärkt adressiert werden.
Die Ergebnisse sind hier online verfügbar.