Die US-Präsidentschaftswahlen aus Sicht der Menschen in Deutschland: Wünsche, Erwartungen und Sorgen. Repräsentative Befunde des Forschungsprojektes MOTRA.
4. November 2024, von Internetredaktion
Am 5.11.2024 finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. National wie international wird in den Medien, vor dem Hintergrund eines in den letzten Wochen und Tagen mit besonderer Vehemenz und Aggressivität geführten Wahlkampfes, sehr ausführlich auf allen Kanälen diskutiert, wie die Wahlen ausgehen werden und was dies für Deutschland und Europa bedeuten kann. Insoweit sind die Folgen des Wahlausgangs, vor allem auch mit Blick auf eine durch Kriege, Klimawandel sowie die Herausforderungen von Migration, demographischem Wandel und wirtschaftlichen Belastungen gekennzeichnete Weltlage, ein großes Thema.
In einer aktuellen Umfrage im Rahmen der 12. Welle der seit November 2022 regelmäßig wiederholt durchgeführten MOTRA-Studie „Menschen in Deutschland: International“ (MiDInt), haben das GIGA und das Institut für Kriminologie an der Fakultät für Rechtwissenschaft der Universität Hamburg eine repräsentative Stichprobe von 2 931 Menschen im Alter von 18 bis 69 Jahren zu ihren Wünschen, Erwartungen und Sorgen im Hinblick auf die US-Präsidentschaftswahlen befragt.
Nur einer Minderheit von lediglich 23% sind die US-Präsidentschaftswahlen „völlig egal“. Unabhängig von dieser Frage des grundsätzlichen (Des)Interesses wünschen sich 72.4% einen Wahlsieg von Kamala Harris. Nur knapp ein Fünftel (21.2%) würden Donald Trump als US-Präsident bevorzugen. Ebenfalls nur eine Minderheit (23.1%) ist der Meinung, dass „ in Deutschland mehr Politiker an die Macht kommen sollten wie Donald Trump“. „Mehr Frauen wie Kamala Harris in Regierungspositionen“ wünschen sich für Deutschland im Vergleich dazu dreimal mehr Menschen (68.7%). Insofern sind die Präferenzen der Deutschen mit Blick auf die US-Wahlen ganz eindeutig: Sowohl die Politikerin Harris als Person als auch deren Wahlsieg werden von einer sehr großen Mehrheit bevorzugt.
Wesentlich weniger eindeutig sind demgegenüber die Einschätzungen zum vermutlichen tatsächlichen Wahlergebnis. 37.4% halten den Wahlausgang für ungewiss bzw. für völlig offen. Mit 40.8% glauben nur geringfügig mehr Menschen, dass es zu einem Wahlsieg von Harris kommen wird. Lediglich 21.8% rechnen mit einem Wahlsieger Trump.
Sollte Donald Trump als nächster Präsident der USA gewählt werden, befürchten viele Menschen in Deutschland negative Auswirkungen. Wirtschaftliche Nachteile als Folge eines Wahlsiegs von Trump erwarten 74%. Die Sorge, dass Europa dann zukünftig militärisch allein für seine Sicherheit zu sorgen hätte, äußern 73.7%. Als weitere Konsequenz eines Erfolges von Trump erwarten viele (70.4%) auch, dass eine Reihe von Ländern in der EU erheblich stärker als bisher Tendenzen einer nationalistischen Interessenspolitik entfalten werden. Mit einem Wahlsieg von Harris werden solche Sorgen und Befürchtungen demgegenüber in allen Punkten deutlich seltener verbunden.
Für die USA geht der aktuelle Wahlkampf schon jetzt mit einer gesellschaftlichen Zerreißprobe einher. Wie sich die hier erkennbaren Formen eines aggressiven Umgangs mit Interessensunterschieden und Konflikten in den politischen Auseinandersetzung der konkurrierenden Lager möglicherweise auch umfassender auf das politische Klima, die politischen Einstellungen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt über die USA hinaus auch in anderen Ländern auswirken könnten, beispielsweise in Bezug auf Einstellungen zu Minderheiten oder zu Migration und Asyl, ist eine wichtige Frage, die im Kontext der MOTRA-Forschung von großem Interesse ist und weiter verfolgt wird.
Der Bericht über die aktuellen Ergebnisse der jüngsten Studie „Menschen in Deutschland: International“ zur US-Präsidentschaftswahl kann hier heruntergeladen werden. Eine Kurzfassung findet sich auf der Homepage des GIGA und kann hier heruntergeladen werden.