Neue Ergebnisse der MOTRA-Studie „Menschen in Deutschlang: International“ (MiDInt): Einstellungen der Bevölkerung zur künftigen Ausgestaltung einer Wehrpflicht
19. Juni 2025, von Internetredaktion
Anfang Juni 2024 wurde durch den Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius angesichts der Entwicklungen des Krieges in der Ukraine sowie der Zuspitzungen militärischer Konflikte in verschiedenen Regionen der Welt die Notwendigkeit der Verbesserung der eigenständigen militärischen Verteidigungsfähigkeit Deutschlands öffentlich besonders hervorgehoben. Der Bundesverteidigungsminister brachte in diesem Zusammenhang Überlegungen und Pläne für die Ausgestaltung eines „Neuen Wehrdienstes“ in die öffentliche Debatte ein. Anlass seiner Überlegungen und Pläne waren unter anderem Einschätzungen von Militärexperten, wonach Russland „in fünf bis acht Jahren“ in der Lage sein könnte, einen NATO-Staat anzugreifen und Deutschland dieser Herausforderung nur begegnen könne, wenn es darauf „sehr gut vorbereitet“ und „verteidigungsbereit“ sei.
Kurz nach diesen Äußerungen des Bundesverteidigungsministers fand im Juni 2024 im Rahmen der 10. Erhebungswelle der gemeinsam durch die UHH und das GIGA durchgeführten MOTRA-Studie "Menschen in Deutschland: International" (MiDInt) eine repräsentative Umfrage statt. In dieser wurden unter anderem Einstellungen gegenüber einer Dienstpflicht und zur Einführung eines von Verteidigungsminister Pistorius in die Debatten eingebrachten „Neuen Wehrdienstes“ erfasst. Die Daten dieser Studie erlauben Feststellungen zum Ausmaß der Akzeptanz einer Dienst- bzw. Wehrpflicht seitens der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland und die Einschätzung des Potenzials junger Menschen, die freiwillig bereit wären, eine militärische Grundausbildung zu absolvieren und anschließend der Reserve zur Verfügung zu stehen.
In dem neuen UHH MOTRA Spotlight No. 14 werden die zentralen Ergebnisse dieser Studie – die ganz offensichtlich auch im Sommer 2025 nichts an ihrer politischen Aktualität verloren haben –vorgestellt. Die Befunde basieren auf einer repräsentativen Stichprobe von N = 2 430 Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren. Im Ergebnis zeigte sich: Etwa ein Viertel der Befragten lehnte jegliche Form einer Dienstpflicht ab; knapp die Hälfte befürwortet eine einjährige allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen unter 21 Jahren, die entweder bei der Bundeswehr oder in einer zivilen Einrichtung abgeleistet werden kann. Eine Wehrpflicht bei der Bundeswehr für Männer und Frauen gleichermaßen befürworteten 29,0%, für eine Wehrpflicht ,nur für Männer sprachen sich nur 12,2% aus.
Ein persönliche Bereitschaft zur Teilnahme an einer militärischen Grundausbildung bei der Bundeswehr, wie sie vom Bundesverteidigungsminister auch in die Debatte eingebracht wurde, um die Anzahl der Reservisten kurzfristig zu erhöhen, äußerten 14% der Befragten; bei den unter 30-Jährigen liegt diese Rate bei knapp 19%.
Eine solche Akzeptanz einer militärischen Grundausbildung bei der Bundeswehr findet sich in ähnlichen Ausprägungen quer durch fast die gesamte die politische Landschaft der Bundesrepublik Deutschland, wenn die klassische Sonntagsfrage zu Wahlpräferenzen als Kriterium der politischen Orientierung zugrunde gelegt wird. Lediglich bei Wählern der Partei „Die Linke“ ist die Zustimmungsrate diesbezüglich besonders niedrig. Insgesamt ist nach diesen Ergebnissen ein Potenzial für die Ergänzung der Personals der Bundeswehr unter jüngeren Menschen unter 30 Jahren auf einer freiwilligen Basis in einem ganz erheblichen Maße gegeben. Eine zwangsweise Durchsetzung über eine Wiedereinsetzung der Wehrpflicht erscheint zumindest aus dieser Perspektive eher nicht erforderlich zu sein.
Das UHH MOTRA Spotlight No. 14, „Wehrpflicht oder Freiwilligendienst ? Einstellungen der Bevölkerung zur Bundeswehr und einer „Neuen Wehrpflicht“ nach der „Zeitenwende“. steht hier als pdf zum download bereit.