Neue Erkenntnisse zur langfristen Entwicklung des sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland von 2000 bis 2021
21. November 2022, von Internetredaktion
In der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Rechtspsychologie (Heft 4/2022) haben Janosch Kleinschnittger, Katrin Brettfeld und Peter Wetzels Befunde zur Entwicklung des sexuellen Kindemissbrauchs in Deutschland in der Zeit von 2000 bis 2021 vorstellt. In ihrer Trendstudie wurden dazu Hellfelddaten der Polizei sowie der Strafverfolgung aus diesem Zeitraum miteinander kombiniert. Dabei erkennbare Entwicklungstrends wurden ferner mit Erkenntnissen der nationalen Dunkelfeldforschung kontrastiert. Die Ergebnisse weisen auf ganz erhebliche Veränderungen der Begehungsformen und der Tätergruppen für diese Form der Kriminalität im Laufe der letzten 20 Jahre hin. Neben einer Verlagerung eines großen Teils der registrierten Delikte in den Raum des Internet ist es zusätzlich zu einer erheblichen Steigerung des Anteils der minderjährigen Tatverdächtigen unter 18 Jahren gekommen. Für die Minderjährigen sind deutliche Anstiege der Tatverdächtigenbelastungszahlen nachweisbar, die sich für erwachsene Tatverdächtige nicht zeigen. Auffallend ist weiter eine im Laufe der Jahre erheblich sinkende Wahrscheinlichkeit einer strafrechtlichen Verurteilung der polizeilich identifizierten Tatverdächtigen. Die Hintergründe für diesen Rückgang sind bislang noch nicht zureichend geklärt. Mit Blick auf diesen so nachweisbaren grundlegenden langfristigen Wandel der Begehungsweisen und Tätergruppen einerseits und die erkennbar abnehmenden Verurteilungswahrscheinlichkeiten andererseits wird ein dringender Forschungsbedarf festgestellt. Der Artikel mit den Ergebnissen dieser Forschung ist online verfügbar unter https://doi.org/10.5771/2365-1083-2022-4-466.