MOTRA-Projektteam stellt neue Forschungsbefunde zu zentralen Faktoren vor, die Wahlabsichten zugunsten der AfD beeinflussen
7. September 2023, von Internetredaktion
Diego Farren und Jannik Fischer haben auf der Jahrestagung des European Consortium for Political Research (ECPR) an der Universität Prag am 5.9.2023 neue Ergebnisse der deutschlandweiten repräsentativen Umfragen des MOTRA-Forschungsprojektes präsentiert. Im Mittelpunkt standen dabei Analysen von Faktoren, die das Wahlverhalten zugunsten populistischer und rechtsextremer Parteien beeinflussen, wie sie in Deutschland durch die AfD repräsentiert werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass Befragte, die eine Wahlintention in Richtung AfD äußern, im Vergleich zu Personen mit anderen Wahlabsichten eine überdurchschnittlich hohe Demokratiedistanz aufweisen. D.h. sie lehnen in signifikant vermehrtem Maße zentrale Merkmale einer freiheitlichen parlamentarischen Demokratie ab. Ferner ist festzustellen, dass ökonomische Verunsicherungen und wirtschaftliche Belastungen die Wahrscheinlichkeit rechtsextremer Wahlabsichten bei solchen Personen deutlich erhöhen, bei denen zugleich auch kulturelle Verlustängste vorliegen. Solche kulturellen Verlustängste bestehen z.B. darin, dass im Kontext aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen und Veränderungen - z.B. des vermehrten Zuzugs von Migrant:innen - nicht nur wirtschaftliche Belastungen und Konkurrenz, sondern auch Verluste nationaler Identität und Kultur sowie traditioneller Werte befürchtet werden.
Interessant ist insbesondere, dass ökonomische Verunsicherungen und Belastungen alleine solche Effekte in Richtung vermehrter rechtsextremer Wahlabsichten nicht haben, sondern nur dann, wenn zugleich auch derartige kulturelle Verlustängste entwickelt wurden. Insofern sind Wahlabsichten in Richtung rechtsextremer Parteien, wie sie sich zunehmend in Teilen der Allgemeinbevölkerung in Deutschland in Richtung auf die AfD finden, auch als Ausdruck von Angstreaktionen vor dem Hintergrund nicht bewältigter sozialer Bedrohungswahrnehmungen im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen zu interpretieren.
Die Folien dieses Vortrages sind hier online verfügbar.