International Law Plus Sommerschule: Studierende aus Santiago de Chile und Pretoria zu Gast in Hamburg
13. September 2024, von Internetredaktion
An der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg fand vom 2. bis 13. September 2024 die International Law Plus Sommerschule statt. Das Programm in Hamburg stellte das Finale des umfassenden Programms „Bringing Together Global North and South Voices“ unter akademischer Leitung von Dr. Dorothy Makaza-Goede dar.
Dieses über das gesamte Sommersemester laufende Projekt zielte darauf ab, die verschiedenen Perspektiven des Völkerrechts aus dem globalen Norden und Süden zu beleuchten, zu vergleichen und die teilweise tradierten juristischen Betrachtungsweisen aufzubrechen und neu zu bewerten.
Der erste Schritt dieses drei Kontinente umgreifenden Austausches begann im März 2024, als acht Studierende aus Hamburg die Reise an die University of Pretoria in Südafrika antraten. Gemeinsam mit acht südafrikanischen Kommilitoninnen und Kommilitonen nahmen sie an einem intensiven 1,5-wöchigen Programm teil (Erfolgreicher Auftakt des International Law Plus (IL+) Programms an der University of Pretoria).
Im Mai folgte die Reise weiterer acht Hamburger Studierender an die Universidad de Chile in Santiago, wo ebenfalls ein zweiwöchiges akademisches Programm mit chilenischen Studierenden organisiert wurde. Die Auslandsprogramme in Pretoria und Santiago bildeten die Grundlage für die tiefgehenden Diskussionen und die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Perspektiven auf das heutige Völkerrecht, seiner Entstehung und auf die Erwartungen und Herausforderungen, die dem Völkerrecht in der Zukunft begegnen.
Nach der Rückkehr der beiden Hamburger Kohorten begann die nächste Phase des Programms: Eine mehrwöchige, virtuelle Zusammenarbeit mit ihren internationalen Partnern. In chilenisch-deutschen beziehungsweise südafrikanisch-deutschen Tandems erarbeiteten die Studierenden wissenschaftliche Expertenpositionen in Form von Seminararbeiten zu aktuellen Fragestellungen des Völkerrechts anhand einer fiktiven Staatenstreitigkeit im Spannungsfeld von kultureller Selbstbestimmung, Post-Kolonialismus, internationalem Menschenrechtsschutz und drittstaatlicher Intervention im Rahmen der Responsibility to Protect. Ein zentrales Ziel war es dabei, die unterschiedlichen Interpretationen des Völkerrechts zwischen dem globalen Norden und Süden zu identifizieren und zu verstehen, zu welchen unterschiedlichen Ergebnissen die divergierenden Sichtweisen führen können. Die Seminararbeiten wurden kurz vor Beginn des Hamburger Programmteils im September eingereicht und bildeten die Grundlage für einen Mini-Moot Court an den beiden letzten Tagen der International Law Plus Sommerschule in Hamburg.
Während der zwei Wochen in Hamburg nahmen die Teilnehmenden der drei Universitäten gemeinsam an zahlreichen Seminaren und Workshops teil, die nicht nur den Austausch von Wissen förderten, sondern auch den kulturellen Dialog stärkten und das Verständnis für unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen vertieften. Der Mini-Moot Court als Finale des Programms veranschaulichte eindrücklich, dass sich die Studierenden im Laufe des gesamten International Law Plus Programms eine große Expertise zu den behandelten Themen aneignen konnten. Das Niveau der Präsentationen der Studierenden aller drei Universitäten war beeindruckend und weit überdurchschnittlich.
Ergänzt wurde das Programm in Hamburg durch zahlreiche außeruniversitäre Aktivitäten, wie die Besuche des KZ-Neuengamme, des MARKK-Museums, des Internationalen Seegerichtshofs sowie einer Führung durch das Hamburger Rathaus. Eine Campusführung mit Fokus auf koloniale Orte, die durch die Hamburger Teilnehmenden auf Grundlage der Koloniale Orte App vorbereitet wurde, brachte allen Studierenden bis dahin unbekannte Aspekte und Fakten über die Universität Hamburg und ihre in Teilen koloniale Vergangenheit ins Bewusstsein.
Die International Law Plus Sommerschule 2024 steht exemplarisch für den internationalen Anspruch der Universität Hamburg und bietet ein wichtiges Forum für die Integration globaler Perspektiven in die rechtswissenschaftliche Ausbildung. Finanziert wurde das Programm durch fakultätseigene Mittel, Mittel der Abteilung Internationales sowie Exzellenzmittel der Uni Hamburg aus der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder. Ermöglicht werden konnte das Programm durch den tatkräftigen Einsatz des International Office der Fakultät für Rechtswissenschaft, insbesondere von Andrea Hearst und Dr. Stine von Förster, der zahlreichen Lehrkräfte aus dem In- und Ausland, Prof. Dr. Rodrigo Andres Contreras Cordero der Universidad de Chile und der allgegenwärtigen akademischen Leiterin Dr. Dorothy Makaza-Goede. Sie verantwortete nicht nur das anspruchsvolle und gelungene Programm in Hamburg sondern hatte bereits im Vorhinein die Hamburger Studierenden nach Pretoria und Santiago begleitet und alle Studierenden während des gesamten Semesters intensiv fachlich betreut.
Das Thema des diesjährigen Durchgangs wurde von Dr. Makaza-Goedes post-doktoraler Forschung inspiriert, die kritische Rechtsansätze aus dem globalen Süden, einschließlich dekolonialer Perspektiven, nutzt und die im Rahmen der Exzellenzstrategie der Universität Hamburg gefördert wird.
Stimmen der Teilnehmenden:
„IL+ allowed me to expand the frontiers of knowledge, think critically and make new friends in the process of mutual learning.” – Mariana Fernandez Vergara, Universidad de Chile
„IL+ is a once-in-a-life-time opportunity for students of International Law. Besides being exposed to distinguished academics and fascinating critical perspectives – the cross-border friendships and connections will also be cherished for the rest of my life.” – Liam Woodward, University of Pretoria
“IL+ hat mir die Möglichkeit eröffnet, Menschen kennenzulernen, die ich sonst nie getroffen hätte. Gerade im zeitweilig kompetitiven Jura-Studium habe ich im IL+ Seminar die Erfahrung von Gemeinschaft machen dürfen. Diese Erfahrung ist für mich unbezahlbar.“ – Hauke Varoga, Universität Hamburg
“The IL+ program has shed light on the differing perspectives of the Global North and South on not only academic viewpoints but also life experiences. One thing is in common, international law is constantly being examined and criticized with a bright future of new developments through up and coming voices.” – Chané Nel, University of Pretoria
Das Programm findet seit 2018 jährlich statt und adressiert wechselnd aktuelle Themen des internationalen Rechts. Weitere Informationen zum Programm gib es hier.