Ergebnisse aus MOTRA zu Effekten der Konfrontation mit aktuellen Krisen auf Demokratiedistanz auf der 78. Jahrestagung der American Society of Criminology (ASC) in Philadelphia (USA) vorgestellt
22. November 2023, von Internetredaktion
Frau Dr. Katrin Brettfeld, Prof. Dr. Peter Wetzels und Diego Farren vom Institut für Kriminologie an der Fakultät für Rechtswissenschaft haben auf der 78. Jahrestagung der American Society of Criminology (ASC) Ergebnisse der im Jahr 2023 im Rahmen des Forschungsprojektes MOTRA durchgeführten dritten Welle der repräsentativen Studie „Menschen in Deutschland“ vorgestellt. In ihrem Vortrag unter dem Titel „The Influence of Societal Challenges on Anti-Democratic Attitudes: Results from the 3rd Wave of the Study “People in Germany”“ zeigen sie, dass das Ausmaß der Kumulation der Konfrontation mit unterschiedlichen aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und Krisen wie Krieg, Klimawandel, Flucht und Migration sowie Wirtschaftskrise und Inflation, unter bestimmten Bedingungen zu stark ablehnenden Haltungen gegenüber Grundprinzipien der freiheitlichen Demokratie führen kann.
Wesentlich dafür sind unter anderem der Grad der durch Krisen ausgelösten Verunsicherung, das Maß des Vertrauens in staatliche Institutionen sowie der Grad der Neigung zu Verschwörungsdenken.
Die Entwicklung von politsch-extremistischen Einstellungen im Sinne von Demokratiedistanz ist weniger wahrscheinlich, wenn Personen Vertrauen in gesellschaftliche Entscheidungsträger und staatliche Institutionen entwickeln konnten. Vertrauen in staatliche Institutionen führt zum einen dazu, dass Menschen weniger soziale Verunsicherung aufgrund gesellschaftlicher Herausforderungen erleben. Weiter trägt das Vertrauen zusätzlich dazu bei, dass gleichwohl noch eintretende soziale Verunsicherungen und Belastungen sich weniger stark in Richtung auf Demokratiedistanz auswirken. Vertrauen in staatliche Institutionen ist insoweit ein wichtiger Schutzfaktor im Hinblick auf die Vermeidung politisch-extremistischer Einstellungen.
Weiter ließ sich zeigen, dass bei etwa einem Viertel der Bevölkerung in Deutschland eine deutliche Neigung zu Verschwörungsdenken besteht. Ein solches Verschwörungsdenken trägt in hohem Maße zur Etablierung demokratieablehnender, politisch-extremistischer Einstellungen bei. Dies gilt unabhängig davon, ob Personen sich durch gesellschaftliche Krisen verunsichert fühlen oder nicht. Insofern ist die Neigung zur Akzeptanz von Verschwörungstheorien ein erheblicher Risikofaktor für politisch-extremistische Einstellungen.
Die Präsentation zum Vortrag steht hier als Download zur Verfügung.