Evaluationsbericht „Gleichstellung und Diversität an der Fakultät Rechtswissenschaft 2024“
Der Evaluationsbericht zur Umfrage „Gleichstellung und Diversität an der Fakultät Rechtswissenschaft 2024“ wurde veröffentlicht und ist hier abrufbar. |
Dieser Bericht befasst sich mit den Ergebnissen einer Befragung, die vom Gleichstellungsreferat der Fakultät Rechtswissenschaft zum Thema „Gleichstellung und Diversität an der Fakultät Rechtswissenschaft“ durchgeführt wurde. Ziel der Befragung war es, Einblicke in die Lebenswelten der Fakultätsangehörigen zu erhalten, um zu evaluieren, welche Bedürfnisse und Problemlagen bestehen.
Die Befragung wurde im Januar und Februar 2024 durchgeführt. Es nahmen 475 Personen aus allen Statusgruppen der Fakultät (Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter:innen, Mitarbeiter:innen der Verwaltung und Professor:innen) an der Befragung teil. Dies entspricht 11,3% aller Fakultätsangehörigen.
In der Befragung wurden vier Themenbereiche abgedeckt. Zunächst wurden Fragen zu Arbeitsbedingungen und Arbeitsatmosphäre gestellt, gefolgt von Fragen zu individuellen Erfahrungen mit Diskriminierung, Benachteiligung oder unfairer Behandlung sowie deren Hintergründen und Häufigkeiten. Der dritte Themenblock beinhaltete Fragen zur Wahrnehmung von Diversität an der Fakultät. Im letzten Themenblock wurde die Wahrnehmung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten seitens der Universität, der Fakultät und des Gleichstellungsreferats evaluiert.
1. Arbeitsbedingungen und Arbeitsatmosphäre
Die allgemeine Arbeitsatmosphäre an der Fakultät wird von den befragten wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen, Mitarbeiter:innen in der Verwaltung sowie Professor:innen überwiegend positiv bewertet. Besonders positiv wird das Verhalten der Mitarbeiter:innen untereinander sowie die Frage nach der Akzeptanz durch andere an der Fakultät wahrgenommen. Allerdings werden auch Unterschiede zwischen den Statusgruppen deutlich, wobei Mitarbeiter:innen der Verwaltung meist negativere Einschätzungen abgeben.
Die Einschätzungen von Studierenden im Hinblick auf Arbeitsatmosphäre und Diversität in der Lehre fällt sehr durchmischt aus. Die allgemeine Atmosphäre an der Fakultät wird von Studierenden hingegen überwiegend positiv wahrgenommen.
Nur wenige Studierende, aber mehr als ein Drittel der Mitarbeiter:innen geben an, Kinder zu haben. Auch übernehmen einige Befragte zusätzliche Pflege- oder Betreuungsaufgaben neben der Arbeit. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird unter den Mitarbeiter:innen mit einigen Ausnahmen positiv wahrgenommen. Im Vergleich dazu gibt es in der Statusgruppe der Studierenden negativere Bewertungen in Bezug auf die Vereinbarkeit von Pflege- und Betreuungsaufgaben mit dem Studium.
2. Erfahrungen mit Diskriminierung
Die Ergebnisse zum Thema Diskriminierungserfahrungen und zur Frage der Wahrnehmung von Meldeprozessen machen deutlich, dass Diskriminierungserfahrungen keine Einzelfälle sind. Sie treten gleichermaßen bei Studierenden wie bei Beschäftigten der Fakultät auf und erstrecken sich über eine große Bandbreite an Bezugs- und Ausgangspunkten, Arten und Kontexten. Die häufigsten Nennungen betreffen hierbei sexistische und stereotypisierende Äußerungen und Darstellungen im Kontext von Lehrveranstaltungen, von denen vor allem weibliche Studierende und Personen mit einer bestimmten (zugeschriebenen) ethnischen Herkunft betroffen sind. Aber auch Diskriminierung am Arbeitsplatz und durch Verwaltungsvorgänge sind keine Seltenheit. Die betroffenen Befragten berichten überwiegend von einem eher passiven, vermeidenden Umgang mit solchen Erlebnissen. Wenige Befragte wissen, welche Anlaufstellen es gibt und wie ein Meldeprozess verlaufen würde.
Mitarbeitende mit Beeinträchtigung bewerten ihr Arbeitsumfeld in dieser Hinsicht überwiegend positiv. Im Gegensatz dazu werden die Studienbedingungen und -atmosphäre hinsichtlich einer Beeinträchtigung oder Behinderung bei Studierenden eher negativ wahrgenommen. Auch hier konnte ein weites Feld von Verbesserungspotenzialen ausgemacht werden.
3. Wahrnehmung von Diversität an der Fakultät
Die Ziele und Bemühungen der Fakultät in Bezug auf Geschlechtergleichstellung werden überwiegend positiv wahrgenommen. Auch glauben drei Viertel der Befragten, dass an der Fakultät etwas gegen diesbezügliche Ungleichheiten bzw. Ungleichbehandlungen unternommen wird. Die Wahrnehmung von Diversität an der Fakultät fällt ebenfalls eher positiv aus. Ein Großteil der Teilnehmer:innen spricht sich für die Verwendung von diskriminierungsarmer Sprache im universitären Kontext aus.
Die von den Teilnehmer:innen vorgeschlagenen Maßnahmen für Diversitätsbemühungen betreffen vor allem den Bereich aktive Inklusion in der Lehre und durch Lehrende. Kritik und Wünsche beziehen sich auf Stereotype bzw. klischeehafte Darstellungen aus den Ausbildungsfällen, die verändert werden sollten, um diskriminierungsarme Lehrmaterialien zu schaffen. Häufig wird zudem der Wunsch nach Schulungen für Lehrpersonen geäußert, da sich diese in der Wahrnehmung der Befragten ihrer diskriminierenden Äußerungen nicht bewusst zu sein scheinen.
4. Wahrnehmung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten
Die Beratungs- und Unterstützungsangebote der Universität, die fakultätsübergreifend in Anspruch genommen werden können (z.B. Nachteilsausgleich, psychologische Beratung, Schwerbehindertenvertretung), sind in sehr unterschiedlichem Maß bekannt, wobei die Schwerbehindertenvertretung und die Beauftragte für die Belange von Studierenden mit Behinderungen den geringsten Bekanntheitsgrad aufweisen. Auch die meisten Unterstützungsangebote der Fakultät (z.B. Wickelgelegenheiten, Tampon- und Bindenspender (TuBs)) sind der Mehrheit der Befragten nicht bekannt. Das Veranstaltungsangebot des Gleichstellungsreferats kennen insgesamt etwas weniger als der Hälfte der Befragten.
Zum Thema Gender, Diversity und Inklusion wünscht sich mehr als ein Drittel der Befragten erneut interne Schulungen bzw. Fortbildungen für Lehrende. Jeweils ein Drittel der Befragten gab darüber hinaus an, sich Vorträge bzw. Workshops zum Thema Gender, Diversity und Inklusion zu wünschen. Insgesamt spiegeln die Kommentare den Wunsch nach Sensibilisierung und transparentem Umgang mit Diversitätsthemen wider.
Auf Basis dieser und weiterer Ergebnisse werden in diesem Bericht abschließend mögliche Maßnahmen aufgezeigt, die an den Beschreibungen, den Wünschen und der Kritik der Befragten ansetzen. Diese beziehen sich auf fünf Bereiche: 1) Veranstaltungsangebote, 2) Verbesserung von Meldeprozessen von Diskriminierungserfahrungen, 3) Barrierefreiheit und (bauliche) Integration an der Fakultät, 4) Vereinbarkeit von Beruf/Studium und Pflegeaufgaben und 5) Beratungsangebote. Die beschriebenen Maßnahmen können sowohl durch das Gleichstellungsreferat als auch andere Akteure der Fakultät bzw. der Universität umgesetzt werden, um die Wahrnehmung von Gleichstellung und Diversität längerfristig zu verbessern.