Zeitmanagement
Zeitmanagement bedeutet nicht nur, pünktlich zu AGs oder Vorlesungen zu erscheinen, son-dern sich so zu strukturieren, dass man effektiv arbeiten kann. Abgesehen vom Erstellen von Zeitplänen und dem Eliminieren von Störern gehört dazu eine adäquate Arbeitsplatzgestaltung und eine gute Organisation. Dazu gehört:
- (wenn möglich) festen Arbeitsplatz wählen
- genügend Fläche
- der Größe angepasste Sitzhöhe (Tisch und Stuhl)
- gute Belüftung
- angenehme Raumtemperatur
- Materialvorbereitung
- genügend helles Licht
- Ruhe
- Zeitumgangsanalyse
Bezüge zum Tiefenlernen und strategischen Lernen
Eine effektive Lernplanung und Organisation in Form eines guten Zeitmanagements stellt einen bedeutsamen Schwerpunkt des strategischen Lernens dar. Dies ist im Jurastudium insbesondere vor dem Hintergrund der enormen Stofffülle, die es zu bewältigen gilt, von hoher Relevanz. Für das Tiefenlernen ist das Zeitmanagement weniger charakteristisch, eine Kombination erscheint jedoch insofern sinnvoll, als dass bei einem reinen Tiefenlernen ohne Zeitmanagement die Gefahr besteht, sich zu „verzetteln“ und eventuell die Notwendigkeit einer Schwerpunktsetzung aus den Augen verloren wird.
Lernplanung
a) Langfristige Lernplanung
Einige Fernziele sind durch die Wahl des Studiums der Rechtswissenschaft bereits festgelegt. So strebt ein Jeder als Fernziel das Staatsexamen an, das im ersten Semester jedoch, noch durch diverse Teilziele (Zwischenprüfung, Hauptstudium, Schwerpunkt – Klausuren, Hausarbeiten) unterbrochen, in ferner Zukunft liegt.
Bei der langfristigen Lernplanung gilt es, sich seiner Fern- und Teilziele bewusst zu werden und sich für das Erreichen dieser einen Zeitrahmen zu setzen. Die Uni greift den Erstsemestern während der OE hier bereits unter die Arme, indem Beispielstudienverläufe vorgestellt und ausgeteilt werden, nach denen man sich richten kann. Ein jeder Studierende sollte sich seiner langfristigen Lernplanung bewusst sein, um auch die kurzfristigeren Ziele richtig einplanen zu können.
Fragebogen – langfristige Ziele
(Material: Studienführer – wurde in der OE ausgeteilt)
Was ist mein Fernziel?
Welche Teilziele ermöglichen mir die Realisierung meines Fernziels?
Welche Lehrveranstaltungen muss ich wann besuchen?
Muss ich bei dem Besuch von Lehrveranstaltungen eine bestimmte Reihenfolge einhalten?
Welche Prüfungen muss ich wann ablegen?
Welche Termine gibt es, die ich unbedingt einhalten muss?
Welche Mittel und Voraussetzungen brauche ich, um die Ziele erreichen zu können? (PC-Kenntnisse, …)
Ist es sinnvoll, mich einer Lerngruppe anzuschließen?
Wo sollte ich meine Prioritäten setzen?
Nachdem nun die Grundvoraussetzungen geklärt sind, sollte ein jeder einen Plan zur Erreichung der langfristigen Ziele entwerfen:
Erstes Semester:
Prüfungsfach | Zeitrahmen |
b) Kurzfristige Lernplanung
Es ist wichtig, sich bezüglich seiner langfristigen Lernplanung auch mit der konkreten Umsetzung zu befassen. Dies ist besonders beim Erstellen von Wochen- und Tagesplänen möglich. Diese helfen, den Lerntag zu strukturieren und verhindern, dass Zeitdiebe einem die Zeit stehlen („Ab morgen fange ich wirklich immer schon um 08:00 Uhr und nicht erst um 11:00 Uhr mit dem Lernen an.“). Zudem schaffen sie die nötige Freizeit und ein gutes Gewissen.
Das Entwerfen von ordentlichen Zeitplänen kostet zwar immer Zeit, was viele davon abhält, diese zu erstellen. Allerdings wird durch die Zeitplanung viel Zeit gewonnen, so dass sich die Erstellung im Endeffekt lohnt, da man nicht „ins Blaue hinein“ lernt. Zeitfenster für die Erstellung: ca. 30 Minuten. Berücksichtigen Sie bei der Planung Ihre individuellen Leistungshochs/-tiefs (wenn möglich). Normalerweise haben die meisten Menschen ihr erstes Hoch gegen Morgen (10/11 Uhr), ein Tief gegen 13/14 Uhr und ein erneutes Hoch gegen 17 Uhr. Nutzen Sie dieses Wissen für sich effektiv:
• Im Leistungstief z.B. Einkaufen, Mittagessen, Sport etc.
• Im Leistungshoch: Lernphase
• Fächer, die wichtig/schwierig, aber von weniger persönlichem Interesse sind: im Leistungshoch (morgens)
• Nacht = Schlafen/Ruhephase
• In optimalen Arbeitszeiten nicht stören lassen
• in Stichworten alle festen Termine
• Vorlesungen
• AGs
• Sport
• Lernzeiten
Am Ende der Woche sollte jeweils kontrolliert werden, ob der Wochenplan eingehalten wurde. Was sich als nicht realisierbar herausstellt, wird ausgebessert und die Planung so von Woche zu Woche verfeinert.
Der Tagesplan ist der wichtigste der drei Pläne. Hier wird unter Berücksichtigung des Wochenplans sehr konkret festgelegt, was am nächsten Tag umgesetzt werden muss. Das Positive hieran ist, dass man ihn jeden Tag anpassen kann, er einem eine Struktur gibt und damit die eigene Motivation und Routine fördert. Zeitfenster für die Erstellung: ca. 5 Minuten.
Was bei der Gestaltung des Tagesplans zu beachten ist:
• realistisch planen
• nicht auf „Lust“ auf die Arbeit warten, einfach anfangen!
• Termine einhalten
• Nur 60 % der Zeit verplanen (40% verbleiben für Unvorhergesehenes und Spontanes)
• Lernstoff in kleine Einheiten teilen
• Nie länger als 90 Minuten einplanen (Lernen)
• Pausen von 5-15 Minuten einplanen
• Lernformen abwechseln (Lesen, auswendig lernen, schreiben, …)
• Zeit zum Wiederholen einplanen, ca. 1/3 der Lernzeit
• Höchstens 8 Std. pro Tag lernen
• Auch den Tagesplan kontrollieren etc.: Was ist gelungen? Warum ist es gelungen? Und andersherum.
• Am Ende des Tages stichwortartig von jedem Lerngegenstand die wichtigsten Bestandteile (alles, wichtig ist und behalten wurde) kurz notieren -> Direkte Rekapitulation.
(3) Lernprotokoll/Lerntagebuch
Alternativ zum Tagesplan können sich diejenigen, die nicht gut darin sind, in die Zukunft zu planen, das Lernprotokoll zunutze machen. In diesem wird nach einem Lerntag vermerkt, was, wann und wie gelernt wurde. Auf diese Weise verbessert sich das Lernverhalten durch Beobachtung und Anpassung. Zudem hilft es häufig, die Motivation zu steigern, da man sich Erfolge klarmacht.
Das Lernprotokoll sollte zum Lernen immer mitgeführt werden (direkt mehrere Kopien anfertigen) und am Ende des Lerntages ausgefüllt und ausgewertet werden. Die Auswertung kann man sich zur besseren Gestaltung des nächsten Tags zunutze machen. Ein Lernprotokoll kann wie folgt gegliedert werden:
Viel hilft nicht viel! Mindestens ein Fünftel der Lernzeit sollte aus Pausen bestehen!
Wenn man merkt, dass man sich mit etwas anderem als dem Lernstoff beschäftigt, sollte man eine Pause machen!
Prioritäten setzen: das Eisenhower-Prinzip
Gegen Ablenkungen à la „bevor ich es wieder vergesse“ hilft es, den Gedanken auf einer To-do-Liste aufzuschreiben. Sehr praktisch ist es, dabei nach dem Eisenhower-Prinzip vorzugehen und zu Erledigendes direkt zu kategorisieren.
Nach dem Eisenhower-Prinzip sind folgende Kategorien zu unterscheiden:
- wichtig & dringend (A-Priorität)
- wichtig & nicht dringend (B-Priorität)
- unwichtig & dringend (C-Priorität)
- unwichtig & nicht dringend (Müll)
In der konkreten Anwendung kann beispielsweise immer ein Zettel mit folgender Aufmachung bei sich geführt werden, auf dem Ablenkungen zur späteren Erledigung eingetragen und abgehakt werden.
Tipps und Tricks für die Pausengestaltung
Folgende Tipps können die Qualität der Erholung erhöhen.
• Vermeidung verdeckter Pausen „kurz mal auf dem Handy etwas ansehen“ usw. Stattdessen tatsächliche Pausen machen
• lieber viele kurze Pausen als wenige lange
• Mehrarbeit kann schaden – Übersättigung des Gehirns führt dazu, dass sich die Behaltensleistung sogar noch verringert. Das zeigen auch die Übungsaufgaben bei der Wissensgenerierung sehr eindrucksvoll.
Vorschläge für die praktische Gestaltung:
• Nach ca. 5 Minuten aktiven Lernens ca. 30 Sekunden Pause machen
• Nach 10-20 Minuten (individuell!) ca. 2-3 Minuten Pause machen
• Nach insgesamt 45 Minuten mind. 15 Minuten Pause machen.
• Vor einer Pause das Erlernte noch einmal kurz rekapitulieren (= erste kleine Wiederholung für das Gehirn)
• In der Pause am besten etwas ganz Anderes tun (Bewegung, Kurzentspannung-, Konzentrationsübung)
• Nach 4 Std. eine größere Pause von mind. 30-45 Minuten machen.
• Pausen nicht länger als ca. 45 Minuten ansetzen – je länger die Pause, desto geringer der Erholungseffekt
Pausen sind so wichtig, damit unsere Konzentration erhalten bleibt und das Gehirn Zeit bekommt, das soeben Erlernte zu verarbeiten und zu speichern. Es ist daher völlig ineffektiv, keine Pausen zu machen, da das Gehirn die eingehenden Informationen ohne genügend Pausen einfach überschreibt. Zudem können Pausen dazu beitragen, sich den Primär- und Rezenzeffekt häufiger zunutze zu machen, da man mehrmals hintereinander Informationen „am Anfang“ und „am Ende“ hat.
Bedeutung eines guten Zeitmanagements
Ein gutes Zeitmanagement ist sehr wichtig und hilft bspw. bei Folgendem:
• sorgsamer Umgang mit der Zeit
• Gespür für Stärken und Schwächen (Stärken fördern, Schwächen ausgleichen)
• wichtige Termine/Erledigungen seltener vergessen
• effektiveres Lernen in kürzerer Zeit
• kein unnötiger Stress kurz vor der Prüfung
• bessere Strukturierung und Zielsetzung
• höhere Wahrscheinlichkeit, ein Ziel zu erreichen
• Kein schlechtes Gewissen, wenn man sich Freizeit nimmt und Hobbys nachgeht
• bessere Überprüfbarkeit von Zielerreichung bzw. Angleichung des Vorgehens bei Scheitern
• Planung u.U. wiederverwendbar
• Höhere Zufriedenheit – man sieht, was man geschafft hat.